Musik macht menschlich
Musik kann heilsam sein und...
Benefizkonzert zugunsten der Arbeit der Klinik-Clowns
"Vielen Dank für dieses wunderschöne Konzert. Eigentlich verrückt, dass man so viel Werbung dafür macht, vielmehr müsste man darum bitten, überhaupt dabei sein zu dürfen. Wie lassen sich Musik und Clownerie überhaupt vereinbaren und leidet dann nicht die Ernsthaftigkeit der Musik in dieser Kombination?, das habe ich mich vor Konzertbeginn gefragt. Nichts hat gelitten, jedes stand für sich in Qualität und Ernsthaftigkeit. Die Clowns haben nicht irgendeinen Blödsinn hingelegt, wie man es als Kind im Zirkus erlebte, nein auch ihre Aktion war klug und durchdacht und hatte auf das bunte Zuhörervölkchen eine ganz eigene Wirkung. Menschen hören gern gute Musik aber sie lachen auch gerne. Beides hatten wir gestern Abend. Selbst der Bezug zum Ort Kirche war hergestellt, als Flitze auf der Kirchenbank stehend rief: Ich bin oben, ich bin jetzt näher dran. Habt ihr einen Wunsch?
Seifenblasen und bunte Ballons ließen uns zu Kindern werden und alle Sorgen vergessen.So ist es wohl dann in der Klinik oder einer psychatrischen Einrichtung auch. Schweres wird plötzlich ganz leicht. Eure Musik war einfach wunderschön und vielfältig. Manch Chorsänger staunte wohl, wie klar Stücke klingen, wenn sie von einem Quartett vorgetragen werden. Das machen natürlich in erster Linie Eure Stimmen, die Lebendigkeit des Vortrags und die Durchsichtigkeit, die ein Stück gewinnt, wenn es nur wenige und sehr gute Sänger singen. Jedes Wort konnte ich verstehen, so kam mir Eure Musik noch viel näher.
So verließen wir als Eure Gäste das Konzert, mit oder ohne Clowsnase doch beseelt und fröhlich.Ich unterhielt mich mit ganz fremden Menschen, einfach weil für den Moment eine innere Barriere gefallen war und der Bedarf nach Kommunikation und Lachen noch weiter bestand. Ganz vergnügt gingen alle auseinander. Falls Ihr Euch zu einem dritten Konzert entschließen solltet, wäre auch ich gerne ein Wiederholungstäter." (Eine Zuhörerin per Mail)
Die ausgelassenen und stillen Clowns
Tanja-Marie Streller, Andreas Hartmann und Christiane Stauffer, sind als Clowns in Kliniken und Pflegeeinrichtungen unterwegs. Sie treten mit den Patientinnen und Patienten in Kontakt, erfassen den Augenblick und locken die Menschen ins Spiel, das voller Staunen, Lachen und Innigkeit sein kann. Ihr Humor, Respekt und ihre Empathie trägt dazu bei, dass die Menschen im besten Sinne gesunden. Humor, Respekt und Empathie prägt ihr manchmal eher ausgelassenes, ein anderes Mal mehr stilles Tun. Flitze und Spagl achten Grenzen und überschreiten diese.
Seit diesem Jahr arbeiten die Kontakt-Künstler in der Vitos-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Bad Wilhelmshöhe. Diese Arbeit wurde ermöglicht durch das erste Benefizkonzert Musik. Macht. Menschlich im November 2015 in der katholischen Kirche Sankt Familia in Kassel und durch die Unterstützung der Stiftung HUMOR HILFT HEILEN >>>.
Musik kann uns zu Menschen machen
Einfach die Angst wegzaubern
Flitze und Spagl machen Quatsch und helfen Kindern in Kliniken
von Regina Daum-Meeman >>>
Sie hüpfen und sie singen. Sie haben Angst und sie ziehen Fratzen. Dort, wo Flitze und Spagl auftauchen, sorgen sie für Verwirrung und Humor: ausgerechnet in tristen Krankenhäusern. Die beiden Klinik-Clowns Tanja Marie Streller und Andreas Hartmann alias Flitze und Spagl wissen, wie sie Jungs und Mädchen ansprechen, so dass die Räume ein bisschen bunter wirken und das Klima ein bisschen wärmer wird.
„Wie heißt du? Bist du schüchtern?“, so spricht Andreas den 7-jährigen Patienten in der Vitos Klinik Bad Wilhelmshöhe für Kinder- und Jugendpsychiatrie an. Dabei ist der 53-jährige Mine in der engen karierten Stretch-Hose selbst schüchtern und versteckt sich hinter der Tür. „Reiß dich zusammen, du bist erwachsen“, findet Flitze. Die 37-jährige Clownin, die am liebsten gelb und rot trägt, ist in die Rolle der Erzieherin geschlüpft, was ihr eigentlich gar nicht gefällt. Viel lieber stiftet sie die sechs bis 18-Jährigen zum Hula Hoop an oder erzählt eine Bildergeschichte aus ihrem Holzkoffer.
Im Laufe der halbstündigen Begegnung der beiden schrägen Vögel mit den jungen Patienten entwickelt sich eine spürbare Dynamik. Anfangs sitzen die zehn brav in ihrem Sitzkreis und reagieren zaghaft oder gar nicht auf die Fragen und Aufforderungen der Clowns. Die riesigen Seifenblasen, die Flitze aus ihrem Koffer zaubert, ändern alles. Plötzlich springen die Kleinen auf und jagen den schillernden Kugeln hinterher. Spagl greift zu seiner Ukulele und stimmt das französische Chanson „La Mer“ an, das die Clowns nun zweistimmig singen. Ein poetischer Moment für alle im Raum. Sicher spürt das auch die 16-jährige Patientin, die scheinbar unbeteiligt aus dem Fenster schaut. Sie bleibt demonstrativ unbeteiligt, war aber freiwillig zur Clownerie gekommen.
„Wir möchten berühren, mehr nicht“, sagt Andreas. „Durch den persönlichen Kontakt wird der Stress vermindert und die Angst der Patienten reduziert“. Der Diplom-Pädagoge hat über 20 Jahre Erfahrung als Clown in verschiedenen sozialen Einrichtungen und gibt Humor-Workshops für medizinisches Personal. Gemeinsam mit Flitze lebt er im nordhessischen Naumburg und arbeitet unter anderem auch im Krankenhaus Fulda. Flitze, Tanja Marie Streller, ist ebenfalls eine erfahrene Klinik-Clownin und Mitbegründerin der „Rostocker Rotznasen“ zur Förderung der Humorarbeit in sozialen Einrichtungen.
Durch die Unterstützung der Stiftung „Humor hilft heilen“ von Dr. Eckhard von Hirschhausen und dank der Spenden, die durch die zwei Benefizkonzerte „Musik macht menschlich“ gesammelt werden, wird die Arbeit der Klinikclowns bei Vitos möglich. Einmal pro Monat wirbelt das bunte Gespann durch die Stationen der Klinik, die gerade neu gebaut wird und momentan in Bad Emstal ist.